Fünf HipHop-Alben aus den 90ern, die tragischerweise nicht jeder kennt
Klar, Wu-Tangs „Enter the 36 Chambers“, Notorious B.I.G.s „Life After Death“ oder Dr. Dres „The Chronic“ – alles fantastische Alben. Doch in den 90ern gab es noch unendlich viel mehr guten HipHop, den vielleicht nicht jeder kennt, dem man eine Chance geben muss.
Von Sebastian Binder
1. Heltah Skeltah – Magnum Force
Heltah Skeltah verfügten mit Rock und dem leider viel zu früh verstorbenen Sean Price über eines der besten MC-Duos in den 90er Jahren. Und sicherlich kann man sich darüber streiten, ob nicht sogar das zwei Jahre früher erschienene „Nocturnal“ ein noch besseres Album als „Magnum Force“ ist. Doch auf letzterem sind die Beats komplexer, abwechslungsreicher, strukturierter und die Raps noch eine Stufe ausgefeilter. Und wie heißt es so schön im Refrain des titelgebenden Tracks: „May the Force be with me and if not our fault/For life fuck alla y’all“.
Tracks für die Spotify-Playlist: Magnum Force, I Ain’t Havin That, Gunz ‚N Onez
2. Rawkus – Soundbombing II
Jeder echte HipHop-Head, der das Wahlalter schon erreicht hat, hat mit tausendprozentiger Sicherheit schon mal einen Track aus diesem Album gehört – ohne zu wissen, dass er von diesem Album kommt. Die Soundbombing-Reihe des Plattenlabels Rawkus waren im Prinzip Mixtapes mit jeder Menge exklusivem Material. Das Magnus Opus dieser Reihe ist sicherlich die zweite Reihe, mit jeder Menge Größen der Szene, die auf dieser Scheibe mit ihre besten Sachen überhaupt abliefern. Mos Def, Bahamadia, Sadat X, Pharao Monche, sogar ein damals noch relativ unbekannter Eminem ist hier vertreten.
Tracks für die Spotify-Playlist: B-Boy Document ’99, 1999, Brooklyn Hard Rock, Chaos
3. Onyx – Shut ‚Em Down
Onyx gehörten damals zum härtesten, was die Stadt New York zu bieten hatte. Die aggressiven, oftmals fast geschrienen Raps waren unverkennbares Markenzeichen, sodass man Onyx auch ohne Shazaam ziemlich schnell aus der Playlist im Club rausfiltern konnte. Interessant ist auch, dass die Crew um Sticky Fingaz zuletzt ein Revival hatte, das kaum peinlich, sondern im Gegenteil ganz gut anhzuhören ist. Aber das ist wieder eine andere Geschichte. An die Qualität ihres 98er-Albums „Shut ‚Em Down“ werden sie wohl nicht mehr herankommen, aber das müssen sie auch nicht, denn glücklicherweise gibt es diese Scheibe ja schon. Ein Stück Pflichtprogramm für jeden, dem 90 Beats pro Minute etwas bedeuten.
Tracks für die Spotify-Playlist: Shut ‚Em Down, React, Fuck Dat, The Worst
4. The Beatnuts – A Musical Massacre
Wenn man sich das Album bei Spotify ansieht, dann muss man kein HipHop-Experte sein, um zu wissen, mit welchem Lied die Beatnuts in den 90ern richtig durchstarteten. Denn der Beat von „Watch Out Now“ geht nach fast 25 Jahren immer noch gut ins Ohr, wurde etwas später sogar von Jennifer Lopez gesampelt (nicht ausgeschlossen, dass diese missglückte „Neuinterpretation“ ein Grund für die vielen Plays ist) und ist sozusagen die Erkennungsmelodie der Nuts. Wobei auf diesem Album weitere Klassiker sind wie „Turn It Out“ oder „Se Acabo“ (jaja, die Version mit Method Man ist besser). Darf in keinem Plattenschrank fehlen und sei es nur, um den „Jenny from the Block“-Jüngern zu sagen, dass man es früher schon besser wusste.
Tracks für die Spotify-Playlist: Watch Out Now, Beatnuts Forever, Turn It Out
5. Noreaga – N.O.R.E.
Es hat durchaus etwas Ironisches, dass sich Noreaga später in den Namen seines Meilenstein-Albums im HipHop-Genre umbenannte und dann eine ganze Weile auf der Reggaeton-Schiene unterwegs war. Auf der anderen Seite: Wer möchte auf Dauer schon (fast) so heißen, wie ein panamaischer Diktator, der tausende Menschen auf dem Gewissen hat? Ähnlich wie die Karriere seines Fast-Namensvetters ging es auch bei Noreaga immer auf und ab, wobei er aus HipHop-Sicht mit „N.O.R.E.“ 1998 definitiv seinen Höhepunkt erreicht hatte. Und damit ist nicht unbedingt das bekannteste, von den Neptunes produzierte „Superthug“ gemeint, das fast zu den schwächeren Nummern des Albums zählt. Sondern eher stilvolle Erscheinungen wie der Allstar-Track „Banned from TV“, das schwer anschiebende „40 Island“ oder das asiatisch angehauchte „Da Story“. Noreaga war auf jeden Fall nie mehr so gut, egal wie er sich später nannte oder welchen Sound er machte.
Tracks für die Spotify-Playlist: N.O.R.E, Banned From TV, 40 Island